Etappe 27 – Zu Fuß über die Grenze nach Italien

 

Wir brechen früh auf. Pixi hatte gestern einige Zecken aufgegabelt, aber das gehört einfach dazu. Wir verlassen Tolmin und wandern Richtung Kolovrat, der die Grenze zwischen Slowenien und Italien bildet. Doch das dauert noch ein bisschen. Nebelschwaden hängen über dem Fluss und schaffen eine ganz eigene, atemberaubende Stimmung.

 

Ordentlich schwitzend zum Gipfel

Interessant an dieser Etappe ist, dass man ohne Probleme mit dem Auto auf den Gipfel des Kolovrat fahren könnte. Anscheinend haben das auch einige Wanderer vor mir in Anspruch genommen. Sicher nicht zuletzt deshalb, weil das Höhenprofil die große Herausforderung schon im Voraus erahnen lässt. Denn der Gipfel liegt erst ca. bei der Hälfte der Strecke. Das bedeutet, dass das frühe Aufbrechen nur minimal hilft, da man erst bei vormittäglicher Hitze zum Anstieg des Berges gelangt. Uns beeindruckt diese Tatsache überhaupt nicht. Wir folgen der asphaltierten Straße bis zum Waldeintritt und dann dem relativ steilen Pfad nach oben. Es ist anstrengend und schweißtreibend, aber ein Gipfel als Belohnung funktioniert einfach immer. Selbstmotivation sein Dank!

Am Gipfel gehts rund

Am Gipfel herrscht ein Gewusel. Es ist extrem interessant, denn unterwegs treffen wir kaum jemanden, aber an den wichtigen Punkten sind meistens auch andere anzutreffen. In diesem Fall ist es mehr als klar, denn die Straße führt direkt rauf, Radfahrer nutzen den Weg für eine Tour, überall findet man noch Schutzgräben und Überbleibsel aus dem Kampf zwischen den italienischen und den österreichisch-ungarischen Truppen und dazu kommt noch, dass der Ausblick einfach traumhaft ist. Wer würde da nicht hin wollen, wenn man die Chance hat.

Runter ins Dorf auf einen Eiskaffee

Nach einigen entspannten Minuten am Gipfel und netten Gesprächen mit anderen Alpe-Adria-Trailerinnen machen wir uns auf den Weg nach unten. Die Karte zeigt kleine Dörfer an der Strecke an. Wir träumen von einem Eiskaffee. Ob wir diese Möglichkeit haben werden?
Tatsächlich gibt es eine Verpflegungsstation am Fuße des Kolovrat. Wir entscheiden uns weiterzugehen und in einem der folgenden Orte Halt zu machen. Das war eine blöde Idee, denn die nachfolgenden Siedlungen sind so klein, dass wir maximal eine Person antreffen. Von einem Gasthaus oder ähnlichem ganz zu schweigen.

Mein Tipp: Sollten Sie gerne eine Pause einlegen wollen, oder Hunger und Durst versprühen – im Zweifel lieber gleich die erste Möglichkeit nutzen.

Die Strecke ist eindeutig schwerer als jene gestern, dafür war die gestrige leichter als gedacht. Wenn man das vor der Etappe weiß, hilft das immens.
Immer wieder geht es durch den Wald und abschnittsweise bergauf. Wir kommen gut voran – das Wasser müssen wir uns aber sehr gut einteilen. Auch hier gilt: Jede Möglichkeit zur Befüllung der Flaschen nutzen, auch wenn sie noch zur Hälfte voll sind.

Mein Tipp: Ich würde zu 2 Flaschen mit je 0,75l Fassungsvermögen raten. Eine Thermoskanne und eine normale Trinkflasche. Die Thermoskanne hat den Vorteil, dass sie nicht nur warm, sondern auch kalt hält und einen Verschluss hat, den man leicht für den Hund als Trinknapf verwenden kann.

Wir nähern uns der wohl größten Herausforderung des Tages. Ein kurzer sehr steiler Anstieg auf den Monte Crum ohne Schutz der Bäume, also in der prallen Sonne. Der Schweiß tropft uns von der Stirn und Pixi hängt die Zunge bis zum Boden. Wir sind heilfroh, als wir es geschafft haben und nur mehr der Abstieg zur Unterkunft vor uns liegt. Der plötzlich auftretende Regen kommt uns hier ganz gelegen und kühlt unsere erhitzten Körper und Gemüter 

Begleitet von lautem Donner laufen wir in der Unterkunft ein. Der ganze Ort Superiore scheint nur aus Unterkünften zu bestehen. Wir sind froh endlich angekommen zu sein und haben hier auch die Möglichkeit unsere Wäsche zu waschen.

Mein Tipp: Wer hier keine Unterkunft mit Halbpension gebucht hat, sollte noch ca. einen Kilometer bis zum nächsten Restaurant “Trattoria Sale E Pepe” gehen oder ein Abendessen dabei haben.

Wir gehen extrem früh schlafen, denn morgen müssen wir fit sein. Es stehen 23,4 Kilometer und 7:30 Stunden am Programm. Aber ich freu mich schon sehr auf Cividale. Der Ort soll einfach wunderbar sein.