Etappe 16 – Wenn der Sonnenaufgang am Berg lockt.

Sobald man die körperlichen Herausforderungen beim Wandern gemeistert hat, fängt man an die Dinge zu genießen und sehnt sich nach diesen ganz speziellen Momenten. Der Moment, wenn die Sonne über den Bergen aufgeht oder jener, wo sie wieder untergeht. Der Moment, wenn man in absoluter Stille unter dem Gipfelkreuz steht oder der Moment, wenn das Licht einen ganz zart durch die Bäume auf der Nase kitzelt.

Obwohl mir die gestrige Etappe noch ein bisschen in den Knochen oder eher Muskeln steckt, stelle ich mir den Wecker auf 05:30. ich möchte heute unbedingt ganz früh am Berg sein. Die Stille dort genießen und absolut entspannt nach Bad Kleinkirchheim absteigen können. Meine lieben Gastgeber geben mir Zugang damit ich mir selbst ein Frühstück bereiten kann. Nur der Form halber: Sie wollten extra für mich aufstehen, aber das kam für mich absolut nicht in Frage.

Pixi und ich starten also gegen 06:00 Uhr Richtung Gipfel Falkert. Wir wissen, dass es die Steigung in sich hat, wir wissen aber auch, dass sie eine lange Zeit neben einem Fluß entlangführt. Ich liebe das. Das Rauschen des Baches, dieser Morgendunst und die absolute Stille bis auf die Geräusche der Tiere rund um uns. Herrlich. So könnte man jeden Morgen beginnen.

Meine 3W des Trailens

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich habe doch glatt vergessen meine Wasserflaschen aufzufüllen. Umdrehen ist keine Option. Wir sind schon ein ganzes Stück weit von der Hütte entfernt – und der Wg ging nur bergauf.

Ich habe für mich während meines Abenteuers drei Ws definiert, die für mich in genau dieser Reihenfolge meine täglichen Prioritäten beschreiben.

W für Wasser
W für Wetter
W für Weg

 

Und nun habe ich kein Wasser außer drei Schluck, die noch von gestern übrig geblieben sind. In der Hoffnung, dass der nebenher fließende Bach bald in meine Reichweite kommt, gehe ich weiter bergauf. Das schöne an Österreich ist, dass man das Wasser aus den Bächen trinken kann. Es hat mir die letzten Wochen schon des Öfteren wirklich sehr geholfen. Auch dieses Mal sollte der Bach mir wieder das nötigste auf meiner Reise geben und das auch noch kostenlos. Dafür entwickelt man im Laufe der Reise eine große Dankbarkeit.

 

Das Gipfeltreffen

Nach und nach nähere ich mich dem Gipfel. Ich muss immer wieder kurze Verschnaufpausen einlegen. Der Anstieg ist nicht ohne, aber die Aussicht ein Traum und vor allem das Ziel bzw. Zwischenziel in Sichtweite.

Es ist immer wieder wunderschön dort oben unter dem Gipfelkreuz zu stehen und auf die Welt zu blicken. Vor allem früh morgens, wenn man das Gefühl hat, dass alle da unten noch schlafen. Für den Sonnenaufgang bin ich leider zu spät am Gipfel und der Himmel ist bewölkt. Aber was heute nicht ist, kann ja noch werden.
Dafür treffe ich dieses Mal eine Bäuerin, die nach ihren Pferden sieht. Schon seit ich vor einigen Tagen Pferde am Grad ersehen habe brennt mir eine Frage unter den Nägeln. Was bitte machen Pferde am Berg? Bei Kühen verstehe ich, dass die Milch durch die Almwiesen eine an Qualität gewinnt, aber was hat es mit den Pferden auf sich?

Sie erklärt mir, dass die Pferde normalerweise unten im Stall sind und beritten werden und die Alm für sie ganz einfach drei Monate Urlaub bedeutet. Zusätzlich fressen sie Dinge, die die Kühe nicht fressen und sie schaut im Durchschnitt einmal die Woche hier oben nach dem Rechten. Wieder etwas dazu gelernt und den Horizont erweitert. Ich weiß nicht, ob ich es einmal die Woche hier rauf schaffen würde 

Auf mich warten schon die nächste Gipfel. Der Rödresrock (2.310) und der Schwarzkofel (2.168). Es ist irgendwie lässig, dass wenn man einmal den harten Aufstieg geschafft hat, man dann mit reduzierter Kraftanstrengung gleich noch andere Gipfel erreichen kann. Zumindest in den Nockbergen, wo sich die Gipfel wirklich aneinanderreihen. Noch nie habe ich so viele Gipfelkreuze gesehen, wie in den letzten 4 Tagen.

Gerade bei dieser Etappe kann man sich sehr gut zwischen zwei Ausprägungsvarianten entscheiden. Entweder nimmt man die Strecke wie vorgesehen über den See oder man geht über den Gipfel. Ich würde es vorrangig vom Wetter abhängig machen.

Der Abstieg gestaltet sich für mich etwas schwierig. Ich hab einmal nicht auf die Wegmarkierung geachtet und muss mich deshalb durch Preiselbeersträucher nach unten kämpfen. Eine ziemlich mühsame Angelegenheit.

Mein Tipp: Unbedingt vom Schwarzkofel aus ganz genau auf die Markierungen achten! Das erleichtert den Abstieg über die Alm erheblich.

Die letzten Kilometer führen entlang eines Waldweges bzw. befestigten Straßen und lassen eine intensive Etappe schön ausklingen. Da fehlt nur noch ein gepflegter Saunagang und der nächste Tag kann kommen.